Veganismus: Geschichte & Grundlagen eines Lebensstils

Veganismus gut für die gesundheit

 

Am 1. November ist Weltvegantag, ein Feiertag, an dem ein Lebensstil ohne den Konsum jeglicher tierischen Produkte gefeiert wird. Veganismus oder Vegetarismus ist entgegen vieler Meinungen kein Modebegriff oder eine Bewegung, die das 21. Jahrhundert hervorgebracht hat. Schon Schriftsteller, Wissenschaftler und Philosophen aus der Vergangenheit haben diese Lebensweise gelebt und gepredigt. Tatsächlich waren einige der klügsten Köpfe der Geschichte ihr ganzes Leben lang Vegetarier.

„Wahrlich ist der Mensch der König aller Tiere, denn seine Grausamkeit übertrifft die ihrige. Wir leben vom Tode anderer. Wir sind wandelnde Grabstätten.“ (Leonardo da Vinci, 1452 – 1519)

 

Die Ursprünge des Veganismus

Bevor der Begriff "vegan" überhaupt ins Leben gerufen wurde, kam das Konzept der Vermeidung von Tiermissbrauch auf, vor allem innerhalb von Religionen in verschiedenen Teilen der Welt. Diese Überlegung wurde erstmals um 5OO v. Chr. von Pythagoras erwähnt, dem gleichen Mann, der uns den berühmten mathematischen Satz unter seinem Namen brachte. Er setzte sich für den freundlichen Umgang mit allen Arten ein, weil er glaubte, dass Tiere nach ihrem Tod wiedergeboren wurden. Viele Religionen, die in Asien entstanden sind, wie der Buddhismus, der Hinduismus und der Jainismus, haben ebenfalls Ideen aufgezeigt, keiner Spezies zu schaden, auch wenn es um Nahrung geht.

Die westliche Welt brauchte etwas länger, um ähnliche ethische Fragen zu diskutieren. Die erste Vegetariergesellschaft wurde 1847 in England organisiert. Der Gründer der Graham Crackers bildete 1850 das amerikanische Äquivalent dazu.

All diese historischen Fakten zeigen sicherlich Fortschritt; dennoch dauerte es fast ein Jahrhundert, bis der Begriff "vegan" von Donald Watson, einem Briten, der sich nicht als Vegetarier erkannte, da er weder Eier noch Milchprodukte aß, in die Welt gesetzt wurde.

Als Watson den Veganismus formulierte, erstellte er auch einen Newsletter, der zunächst nur an 25 Personen verteilt wurde. Als er im Alter von 95 Jahren verstarb, gab es 250 000 Menschen in Großbritannien und 2 Millionen in den USA, die sich als Veganer identifizierten.

 

Was genau ist Veganismus und welche Vorteile hat der Lebensstil?

Einfach ausgedrückt verzichtet man bei einem veganen Lebensstil auf jede Art von tierischen Produkten. Dazu gehört das Offensichtliche wie Fleisch, Milchprodukte, Fisch, Eier, Pelz und Leder, aber auch Gelatine, Federn (wird oft als Füllmaterial für Kissen und Jacken verwendet) oder tierische Farbstoffe (manchmal aus Cochenilleschildläuse für Kosmetika gewonnen), um nur einige zu nennen.

 

Vegan für die Gesundheit

Immer wieder hört man, dass man eine rein pflanzliche Ernährungsweise zu Mangelerscheinungen führt. Tatsächlich ist eine ausgewogene vegane Ernährung reicher an bestimmten, essentiellen Nährstoffen wie Ballaststoffen, Antioxidantien, Kalium, Magnesium, Folsäure und den Vitaminen A, C und E, als die „konventionelle“ Ernährungsweise, was auf eine größere Menge an Obst, Gemüse, Nüssen, Samen, Bohnen und Vollkorn zurückzuführen ist.

Die gesundheitlichen Vorteile einer pflanzlichen Ernährung wurden schon in diversen wissenschaftlichen Studien untersucht und von bekannten Fachleuten und Ärzten wie Dr. Greger und Dr. McDougall in Dokumentationen wie „Gabel statt Skalpell“ und wissenschaftlichen Büchern wie „The China Study“ gepriesen. So hat der Verzicht auf tierische Produkte und der Fokus auf eine vollwertige, pflanzliche Ernährung einen positiven Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmbakterien [1] und die Verdauung im Allgemeinen und senkt nachweislich das Risiko für Übergewicht, Diabetes und Herzkreislauferkrankungen [2, 3, 4 , 5]. Auch entzündungshemmende Effekte bei Arthritis-Patienten konnten durch eine vegane Ernährung festgestellt werden [6]. Und wer hätte gedacht, dass eine pflanzliche Ernährung einen positiven Einfluss auf unseren Körpergeruch hat [7]?

 

Vegan für die Umwelt

Eine vegane Lebensweise schont die Umwelt - und zwar wirksamer als jede andere Ernährungsform. Menschen, die sich vegan ernähren, weisen einen geringeren ökologischen Fußabdruck auf, da der Anbau von Pflanzen deutlich weniger Ressourcen benötigt als die Viehzucht.

Dazu kommen der hohe Flächenbedarf und die Luft- und Wasserbelastung, die durch die Nutztierhaltung entsteht, sowie der hohe Wasserverbrauch. Bei der Erzeugung von Tierprodukten liegt dieser etwa 100 bis 1000-mal höher als bei pflanzlichen Nahrungsmitteln. Noch anschaulicher ist die Umrechnung auf 1 kg Rindfleisch – hierfür werden an die 15.000 Liter Wasser und 15 kg Getreide benötigt. Bei Kartoffeln liegt der Verbrauch bei lediglich 100 Litern Wasser pro Kilogramm, ein deutlicher Unterschied.

Auch in Hinblick auf die Produktion von Treibhausgasen steht die Nutztierhaltung ganz weit oben. Das klimaschädliche Methan entsteht während des natürlichen Verdauungsvorgangs (Fermentation) von Wiederkäuern sowie bei der Lagerung von Gülle. Rund 60 % der gesamten Methan (CH4)-Emissionen in Deutschland stammen aus der Landwirtschaft. Im Jahr 2017 war die deutsche Landwirtschaft somit insgesamt für über 66 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2)-Äquivalente verantwortlich, was 7,3 % der gesamten Treibhausgas-Emissionen entspricht [8].

 

Warum vegan

 

Vegan für die Tiere

"Die Tiere empfinden wie der Mensch Freude und Schmerz, Glück und Unglück; sie werden durch dieselben Gemütsbewegungen betroffen wie wir." - Charles Darwin

Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft verbraucht der Durschnitts-Deutsche mehr als 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr. Damit hat sich der allgemeine Fleischkonsum in der Bundesrepublik im Vergleich zum Jahr 1850 vervierfacht [9]. 

Personen, die sich aus ethischen Gründen für den Veganismus entschieden haben, leben nach der Überzeugung, dass Tieren das gleiche Recht auf Leben zusteht wie uns Menschen. Jedes Jahr werden allein in Deutschland knapp 800 Millionen Landlebewesen getötet. Die Bedingungen in der Tierzucht sind grausam und mit dem eigenen Gewissen nicht zu vereinbaren – deswegen halten sich viele Menschen bei solchen Bildern die Augen zu: Männliche Küken, die direkt nach dem Schlüpfen lebendig geschreddert sowie Rinder und Schweine, die ohne Schmerzmittel kastriert werden um nur ein paar Beispiele zu nennen. Dazu kommen die brutalen Lebensbedingungen im Tierstall.

 

Vegan für die Tiere

 

Wie sieht eine gesunde vegane Ernährung aus?

Die weltweit größte Organisation von Ernährungsfachleuten ist sich einig: Eine vegane Ernährungsweise ist für alle Altersgruppen geeignet. Hierzu ist jedoch ein gewisses Know-How und Planung nötig, um einen Nährstoffmangel vorzubeugen.

So gibt es bestimmte kritische Nährstoffe, auf die man achten sollte. Ganz vornean steht das Vitamin B12. Da es nur in tierischen Lebensmitteln vorkommt, sollten Veganer den Bedarf an B12 durch Nahrungsergänzungsmittel decken. Mehr Informationen zu Vitamin B12 gibt es in unserem Blogpost.

Auch die Zufuhr der essenziellen Omega-3 Fettsäuren kann bei Veganern kritisch sein. Jedoch muss man nicht Fisch essen, um ausreichende Menge zu sich zu nehmen. Auch Lein-, Hanf- und Chiasamen sowie Walnüsse bieten adäquate Mengen an Omega-3, wenn man sie täglich in den Ernährungsplan integriert.

Kalzium und Eisen werden ebenfalls als kritische Nährstoffe in der veganen Ernährung diskutiert. Doch auch hier ist es leicht möglich, den Bedarf zu decken, z.B. durch Sesam bzw. Tahini, grünes Blattgemüse, Tofu, Brokkoli und Paprika.

 

Wo soll man anfangen?

Zusammengefasst wird klar, dass gerade der Einstieg in eine pflanzliche Ernährungsweise ein gewisses Maß an Planung benötigt. Auch wenn sie auf Dauer nicht empfehlenswert sind, können Ersatzprodukte wie Veggie Würstchen und veganer Käse den Einstieg ein wenig erleichtern. Das Hauptaugenmerk sollte jedoch auf Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, sowie Saaten und Nüssen liegen. Eine gute Mischung von all diesen Lebensmittelgruppen täglich versorgt den Körper mit dem, was er benötigt.

Mit der großen Masse an veganen Blogs, YouTube-Kanälen und Webseiten wird vegan Kochen zudem sicherlich nicht langweilig – ganz im Gegenteil, man entdeckt (selbst als erfahrener Veganer) immer wieder etwas Neues!

 

Quellen

[1] Tomava et al., The effects of vegetarian and vegan diets on gut microbiota. Front Nutr. (2019)  

[2] Campbell et al., Evaluation of an eight-week whole-food plant-based lifestyle modification program. Nutrients. (2019)

[3] Barnard et al., A low-fat vegan diet and a conventional diabetes diet in the treatment of type 2 diabetes: a randomized, controlled, 74-wk clinical trial. Am J Clin Nutr. (2009)  

[4] Najjar und Montgomery, A defined, plant-based diet as a potential therapeutic approach in the treatment of heart failure: A clinical case series. Complement Ther Med. (2019)

[5] Kahleova et al., A plant-based high-carbohydrate, low-fat diet in overweight individuals in a 16-week randomized clinical trial: the role of carbohydrates. Nutrients. (2018)

[6] Alwarith et al., Nutrition interventions in rheumatoid arthritis: the potential use of plant-based diets. A review. Front Nutr. (2019)

[7] Havlicek und Lenochova, The effect of meat consumption on body odor attractiveness. Chem. Senses (2006)

[8] Umwelt Bundesamt: Beitrag der Landwirtschaft zu den Treibhausgas-Emissionen (https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/beitrag-der-landwirtschaft-zu-den-treibhausgas#textpart-1) (Stand 24.10.19)

[9] Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und ForstwirtschaftTabelle 208. „Verbrauch von Nahrungsmitteln je Kopf“


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